Jörg Krenke

Veröffentlichungen

Der Farbtonartenkreis

Titel und Cover des Buches: „Der Farbtonartenkreis: Systeme und Funktionen mentaler Farbenkommunikation“ (erscheint in Kürze). Voraussichtlicher Umfang: ca. 270 Seiten mit 190 Abbildungen.

Der Farbtonartenkreis ist die erste vollständige, systematisch aufgebaute und daher allgemeingültige Farbenordnung in der Wissenschafts- und Kunstgeschichte.

Die Koinzidenz der Systeme mentaler Farbenkommunikation bestätigt die Funktionalität des Systems. Die lückenlosen Farbenbänder dokumentieren die Vollständigkeit. Die unveränderlichen Strukturen der Farbensysteme sichern die Allgemeingültigkeit des Farbtonartenkreises, und das System der abstrakten, logisch voneinander ableitbaren Farbnamen belegt die Unteilbarkeit der Farbenordnung.

Demnächst erhältlich.

Systeme mentaler Farbenkommunikation

Auszüge aus dem Buch „Der Farbtonartenkreis“

In dieser Abhandlung geht es um naturgesetzliche Mittel und Methoden zur Begründung einer natürlichen Farbenordnung für natürliche Anwendungen. Künstler und Architekten schaffen ihre Werke mit angeborenen Fähigkeiten für eine naturgemäße Rezeption dargestellter Inhalte. Mit ererbten Fähigkeiten, mit unseren Augen und unseren Farbvorstellungen definieren wir Farbqualitäten exakt und bestimmen Primär-, Sekundär- und ideale Tertiärfarben präzise. Kein technisches Gerät leistet vergleichbares. Die Farbenvielfalt im Vollfarbenring ist diskret in eine systematische Hierarchie der Farbqualitäten gegliedert. Unser Farbeninstinkt reagiert selbstständig, sensibel und systematisch auf diese Hierarchie und kann ebendarum nur durch systematisch aufgebaute Farbenordnungen unterstützt werden. Das System der abstrakten Farbnamen spiegelt die Farbenrealität und ist die einzige Möglichkeit, Farben im Vollfarbenring mit wenigen Elementen (18 abstrakten Farbnamen und einer Dezimalstellenordnung) bis in die feinsten Farbtonstufen präzise zu bestimmen und für jedermann sofort vorstellbar und verständlich zu kennzeichnen. Die mentale Definition von Farben ist die einzige Methode, um Systemfarben der mentalen Farbenkommunikation exakt zu definieren. Diese Methode basiert auf natürlichen Informationspraktiken und intelligenten Reaktionen.

  • Im Gegensatz zur mentalen Farbenkommunikation basiert die technische Farbenkommunikation auf mathematischen, physikalischen, geometrischen und textuellen Informationen für technische Prozesse. Die visuelle Farbenkommunikation hingegen, oft als Synonym für Kommunikationsdesign verwendet, befasst sich mit Prinzipien der Aufmerksamkeitssteuerung und schafft mit beeindruckenden Botschaften Anreize.
  • Die mentale (gefühls- und verstandesgemäße) Farbenkommunikation ist eine Funktion in Kunst und Architektur. In der Malerei basiert sie auf Systemen reiner Grundfarben und schafft aufbauende, harmonische Bildräume. Diese werden durch die Bildthematik interpretiert. In der Architektur dienen die Funktionen der Farbenartikulation dem Raumeindruck von Sicherheit und Glück in der gebauten Umgebung und sind für die mentale Gesundheit der Bewohner von entscheidender Bedeutung.

Anwendungsbereiche

Anwender, die über Farben sprechen oder mit Farben gestalten, Wissenschaftler, Künstler, Architekten und Städtebauer benötigen eine funktionierende Farbenordnung. Der Farbtonartenkreis verstärkt diese Ordnung, indem er eine Dezimalstellenordnung hinzufügt, die jeden Farbton im Kreis exakt verortet. Goethes Farbnamen bilden das Grundsystem der Namenordnung. Die vollständige Namenordnung der abstrakten Farbnamen hat sich im Laufe der Zeit entwickelt und ist in der Sprachpraxis vieler Völker fest etabliert.

Ziel der Farbenordnung ist:  

  • ein systematisch aufgebauter und deshalb vollständiger Farbenkreis mit allen Systemen und Funktionen mentaler Farbenartikulation und Farbenrezeption für die Kunst, die Architektur und für alle, die mit Farben kommunizieren.
  • die Vervollständigung der Goethe’schen Grundsysteme, der Nachweis der Koinzidenz aller Systeme, die Verbildlichung der Systemfarben und Farbenbänder und die exakte Verortung der Farbenvielfalt des Vollfarbenrings durch Dezimalstellen – bis in die kompliziertesten Farbtonstufen.
  • das Regelsystem, das die freien schöpferischen, mit künstlerischer Kompetenz verbundenen Fähigkeiten unterstützt und bei Bedarf alle Vollfarben, ihre intuitiv-realisierbaren Inhalte – im Zusammenhang mit aktuellen Arbeitsfunktionen der Gestaltungsobjekte – über grundlegende Gesetzmäßigkeiten informiert und den Blick für Aspekte der Interpretation schärft.

Der Vollfarbenring

In einem Kreis reiner, lichterfüllter Farben gleitet das Auge über die feinen Veränderungen der Farben und Inhalte – orientierungslos, ohne einen Ort der Ruhe zu finden. Doch in dieser rätselhaften Farbenwelt müssen Zeichen und Systeme verborgen sein, um einen organischen Informationsaustausch und natürliche Farbenkommunikation zu ermöglichen.

Wissenschaftliche Farbenordnung

Von einer wissenschaftlichen Farbenordnung wird erwartet, dass sie im Vollfarbenring Zeichen und Systeme nachweist, mit denen regelbasierter Zugriff auf die unergründliche Farbenvielfalt der Natur und ihre Strukturen möglich ist. Goethes Farbenlehre definiert die Grundsysteme der Farbnamen, der Ortfarben, der Farbenorte, der Farbenhierarchien und der Komplementärfarben. Sollen Künstler und Architekten im Schaffensprozess einen Farbenkreis spielend beherrschen, müssen Voraussetzungen erfüllt und Beziehungen überschaulich dargestellt sein:

  • die Zusammenhänge zwischen mindestens 60 Farbtonstufen,
  • durch 18 Systemfarben erfasst,
  • mit 18 Farbnamen gekennzeichnet,
  • wie in einem Kompass, nach 18 Farbrichtungen (18 Farborten) orientiert,
  • dass alle Systeme der Farbenordnung koinzidieren und
  • im Kreis mit einem Blick abgelesen werden können.

Goethes Farbenlehre

Wird Goethes Farbenkreis als Einheit aus 6 isolierten Einzelfarben betrachtet, sind Erweiterungen auf 12, 24, 36 oder 48 Einzelfarben im Kreis naheliegend. Diese Einzelfarbenkreise sind dann oft mathematik- und physikorientierte Farbenordnungen mit gleichabständigen Farbtonstufungen und technischen Nutzeffekten für technische Anwendungen. Bedauerlicher Weise zerteilt die Gleichabständigkeit von Farbton zu Farbton gleichzeitig alle Farbzusammenhänge und trennt alle Einzelfarben aus ihren Systemen. (Namen-, Farbtonarten-, Farbenhierarchie-, Komplementärfarben- und Farbenbändersysteme). Das Einzelfarbenchaos in Farbenkreisen und Farbenkatalogen verhindert ein beherrschbares Gesamtbild der Farbenvielfalt und eine logische Farbenarchitektur im Kopf. Anonyme, dichtgedrängte Farben in systemlosen Farbenkreisen [1] sind im Schaffensprozess nicht durchschaubar und daher ungeeignet als Assistenzinstrumente mentaler Farbenartikulation und -rezeption. Die Gleichabständigkeit von Farbton zu Farbton blockiert Funktionen, die kreatives Gestalten unterstützen sollten. Um einen vollständigen Farbenkreis zu beherrschen, müssen die Zusammenhänge zwischen Systemen der Farben, Farbnamen, Farborten, Farbhierarchien und Komplementärfarben verstanden werden. Ein Katalognummer allein genügt nicht. Dem Chaos entgegenzutreten wurde der Farbtonartenkreis eine systematische Informationsquelle.

Strukturierte Farbenordnung

Dem komplexen Wirkungsfeld der Farben ist nur mit beharrlicher Systematik beizukommen. Goethes Farbenkreis als geordnetes System anzuerkennen, in dem 6 Systemfarben zusammenarbeiten, um die Farbenvielfalt im Vollfarbenring zu beherrschen, vereinfacht vieles. Seine  6 Grundfarben bilden ein Grundsystem und teilen den Vollfarbenring in 6 große „Farbenfamilien“ auf. Jede Grundfarbe (Systemfarbe [1]) gründet einen Ort im Vollfarbenring, zeigt einen Ort an, schafft Platz für eine „Farbenfamilie“ (Farbtonart) und erfasst, bezeichnet, gliedert, verkettet und verortet später alle definierbaren Einzelfarben in den Farbenbändern. Goethes Grundfarben sind miteinander verbundene Systemfarben und Voraussetzung für die Funktionen einer systematischen Maschinerie im Farbgeschehen.


[1] Um einen Farbenkreis mit gleichabständiger Farbtonstufung aus 48 (12, 24, 36) beziehungslosen Einzelfarben im Schaffensprozess zu beherrschen, müssten die Zusammenhänge zwischen 48 Farbnamen, (48) Farborten, (48) Einzelfarben, ihre (48) Positionen und die (48) Gegenpositionen der Komplementärfarben im Kreis und alle Positionen der Farbenhierarchie (Primärfarben, Sekundärfarben, Tertiärfarben, Quartärfarben) von allen (z. B.) 48-teiligen Farbenkreisen getrennt ermittelt und auswendig gelernt werden, da sie in vielen Farbenkreisen nicht zu erkennen sind. Das ist unzumutbar.
[2] Eine Grundfarbe, nach Goethe ist gleichzeitig eine Systemfarbe, da sie den Vollfarbenring in ein System bringt.

Was ist ein System?

Ein System ist eine geordnete und strukturierte Zusammenstellung von verschiedenen Elementen, die zusammenarbeiten, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, um eine bestimmte Funktion zu erfüllen.

Verbindung zum Goethe-Farben-System

Die Grundfarben Goethes sind zugleich Orte der Farbnamen, der Primär- und Sekundärfarben, der Ortfarben, [1] der Farbenorte [2] Systemfarben [3] in der Farbenordnung und Quellfarben der Farbensprache zugleich. Farbenorte entstehen und wirken durch Systemkoordination. Wir verwenden Goethes Farbnamen und sind deshalb an alle Systeme seiner Farbenordnung gebunden.

Der Farbtonartenkreis basiert auf Goethes 6 Grundsystemen  

Im Hintergrund des Farbtonartenkreises arbeiten 6 Grundsysteme mentaler Farbenkommunikation

um die Farbenvielfalt des Vollfarbenrings in ein gemeinsames Ordnungsprinzipien zu bringen:

  • Das Grundsystem der 6 Farbnamen,
    (GELB, ORANGE, ROT, VIOLETT, BLAU, GRÜN).
  • Das Grundsystem der 6 Farbtonarten,
    (GELB, ORANGE, ROT, VIOLETT, BLAU, GRÜN).
  • Das Grundsystem der 6 Ortfarben,
    (Ortfarben gründen einen Ort zwischen den Tendenzfarben,
    zeigen einen Ort an und schaffen Platz für die eigene Farbtonart), Siehe Abb. 8.
  • Das Grundsystem der 6 Farbenorte,
    (Farbenorte verorten Ortfarben),
  • Das Grundsystem der Farbenhierarchie,
    (Primär- und Sekundärfarben),
  • Das Grundsystem der 3 Komplementärfarben,
    (GELB – VIOLETT, ORANGE – BLAU, ROT – GRÜN).


[3] Da sie, im Vollfarbenring zwischen Tendenzfarben Orte gründen.
[4] Goethes Ortfarben (Grundfarben) sind, trotz unterschiedlicher Qualitäten (Primärfarben oder Sekundärfarben) gleichgestellt im Rang funktionsfähiger Farbenorte. In dieser Position schaffen Farbenorte, die elementaren Grundstrukturen für alle folgenden Systeme der Farbenordnung.
[5] Farben, die Systeme bilden, die für die gesamte mentale Farbenordnung unabdingbar sind, werden Systemfarben genannt.

Die Koinzidenz der vollständigen Systeme
mentaler Farbenkommunikation

  • Goethes 6 Farben-Grundsystem:
    GELB, ORANGE, ROT, VIOLETT, BLAU und GRÜN, die 6 großen Farbzeichen im Farbtonartenkreis.
  • Das vollständige System der 18 Farbnamen:
    GELB, orangeGELB, gelbORANGE, ORANGE, rotORANGE, orangeROT, ROT, violettROT, rotVIOLETT,
    VIOLETT, blauVIOLETT, violettBLAU, BLAU, grünBLAU, blauGRÜN, GRÜN, gelbGRÜN, grünGELB.  
  • Das vollständige System der 18 Farbtonarten:
    GELB, orangeGELB, gelbORANGE, ORANGE, rotORANGE, orangeROT, ROT, violettROT, rotVIOLETT,
    VIOLETT, blauVIOLETT, violettBLAU, BLAU, grünBLAU, blauGRÜN, GRÜN, gelbGRÜN, grünGELB.
  • Das vollständige System der 18 Ortfarben:
    GELB, orangeGELB, gelbORANGE, ORANGE, rotORANGE, orangeROT, ROT, violettROT, rotVIOLETT,
    VIOLETT, blauVIOLETT, violettBLAU, BLAU, grünBLAU, blauGRÜN, GRÜN, gelbGRÜN, grünGELB.
  • Das vollständige System der 18 Farbenorte:
    GELB, orangeGELB, gelbORANGE, ORANGE, rotORANGE, orangeROT, ROT, violettROT, rotVIOLETT,
    VIOLETT, blauVIOLETT, violettBLAU, BLAU, grünBLAU, blauGRÜN, GRÜN, gelbGRÜN, grünGELB.
  • Das vollständige System der Farbenhierarchie:
    Primärfarben, Sekundärfarben, ideale Tertiärfarben, allgemeine Tertiärfarben, Quartärfarben.  
  • Das vollständige System der 12 idealen Tertiärfarben:
    orangeGELB, gelbORANGE, rotORANGE, orangeROT, violettROT, rotVIOLETT,
    blauVIOLETT, violettBLAU, grünBLAU, blauGRÜN, gelbGRÜN, grünGELB, die 12 kleinen Farbzeichen im Farbtonartenkreis 
  • Das vollständige System der 6 Quartärfarbenbereiche
    (Zwiefarben, undefinierbare Chaosfarben, die konsequent auszugrenzen sind):
    „Nicht GELB und nicht ORANGE“, „nicht ORANGE und nicht Rot“, „nicht ROT und nicht VIOLETT“,
    „nicht VIOLETT und nicht BLAU“, „nicht BLAU und nicht GRÜN“, „nicht GRÜN und nicht GELB“. 
  • Das vollständige System der 9 Komplementärfarbenpaare:
    (GELB – VIOLETT, orangeGELB – blauVIOLETT, gelbORANGE – violettBLAU, ORANGE – BLAU,
    rotORANGE – grünBLAU, orangeROT – blauGRÜN, ROT – GRÜN, violettROT – gelbGRÜN,
    grünGELB – rotVIOLETT.
  • Das vollständige System der 6 großen Farbenbänder und
    Das GELBE -, Das ORANGENE-, Das ROTE-, Das VIOLETTE-, Das BLAUE-, Das GRÜNE Farbenband.
  • Das vollständige System der 12 kleinen Farbenbänder
    Das orangeGELBE-, Das gelbORANGENE-, Das rotORANGENE-, Das orangeROTE-, Das violettROTE-, Das rotVIOLETTE-, Das blauVIOLETTE-, Das violettBLAUE-, Das grünBLAUE-, Das blauGRÜNE, Das gelbGRÜNE, Das grünGELBE Farbenband; die kleinen Farbenbänder im Farbtonartenkreis.

Was ist ein Primärfarbensystem?

Im RGB-Farbsystem, das in vielen elektronischen Geräten verwendet wird, bestehen die Primärfarben aus Rot (Red), Grün (Green) und Blau (Blue). Diese Lichtfarben können nicht durch die Mischung anderer Lichtfarben erzeugt werden und dienen als Grundlage zur Erzeugung aller anderen Lichtfarben im Farbenspektrum. Wenn beispielsweise Rot und Grün in gleicher Intensität gemischt werden, entsteht Gelb. Wenn alle drei Primärfarben mit gleicher Intensität gemischt werden, entsteht Weiß. Das RGB-Primärfarbensystem besteht aus den Farben Rot, Grün und Blau, die alle anderen Lichtfarben erzeugen können.

Im CMYK-Farbsystem, das in der Druckindustrie verwendet wird, bestehen die Primärfarben aus Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz (Key). Durch die Mischung dieser Farben in unterschiedlichen Intensitäten können theoretisch alle anderen Farben gedruckt werden. Diese technischen Primärfarbensysteme dienen der technischen Realisierung natürlicher Farbenkommunikation in der Druckindustrie, Computergrafik oder Fotografie. Sie ermöglichen die Erzeugung einer breiten Farbpalette durch die Kombination weniger Grundfarben.

Primärfarben werden in technischen Verfahren verwendet, um alle anderen Farben im Farbenspektrum zu erzeugen. Es gibt verschiedene Farbensysteme, die unterschiedliche Primärfarben verwenden. Es ist wichtig zu beachten, dass Primär- und Sekundärfarben vom gewählten Farbensystem abhängen.

Im GRB-Farbsystem nach Goethe (Gelb, Rot, Blau) ist eine Primärfarbe eine Grundfarbe, die wir in unserer Vorstellung rein und brillant erzeugen. („Man denke sich ein ganz reines Rot.“ [6]) Im Bereich mentaler Farbenkommunikation ist eine Primärfarbe die Farbe, die exakter als jede andere Farbe und nur mit unseren angeborenen Fähigkeiten erkannt und präzise definiert werden kann. Primärfarben lassen sich nicht berechnen und nicht an anonymen Wellenlängen erkennen. Es gibt kein technisches Gerät, das Primärfarben definieren kann. Wir benötigen nur ein Wort (Rot) und haben nach kurzer Zeit zuverlässig und überall eine eindeutige Vorstellung von einem Farbton [7],  mit dem wir jede aktuelle rote Farbe auf vorhandene Tendenzen prüfen und genau erkennen können, wie sie sich von ihrem Ideal, der Idealfarbe ROT, unterscheidet. [8]

Für die natürliche (mentale) Farbenkommunikation ist entscheidend, dass eine Primärfarbe die Qualität einer Ortfarbe erreicht, die in den fließenden Übergängen zwischen den Tendenzfarben im Vollfarbenring einen Ort gründet, einen Ort anzeigt und einen Platz für alle Farben ihrer Farbtonart konstituiert. Für eine Primärfarbe natürlicher Farbenkommunikation ist nicht von Bedeutung, aus welchen Licht- oder Druckfarben sie technisch zusammengesetzt wird. Vielmehr ist wichtig, dass sie so rein und leuchtend wie möglich der Vorstellung in unserem Kopf nahekommt. Technische Primärfarben sind Mittel zum Zweck, Hilfsmittel zur Darstellung idealer Primärfarben mentaler Farbenkommunikation.

Eine Primärfarbe ist eine Urfarbe, die nicht durch die Mischung anderer Farben in unserer Vorstellung erzeugt werden kann, sondern als Grundfarbe betrachtet wird. Im Bereich natürlicher Farbenkommunikation sind Primärfarben grundlegende Zeichen, die durch Mischungen alle anderen Farben erschaffen. Technische Primärfarben erfüllen oft die Anforderungen mentaler Farbenkommunikation. Ein Primärfarbensystem mentaler Farbenkommunikation ist eine Zusammenstellung von drei Grundfarben, die zusammenwirken und im Vollfarbenring alle Einzelfarben ihrer Familien zusammenfassen, kennzeichnen, systematisieren und exakt verorten.


[6] „Roth. 792“ in: Goethes sämtliche Werke. Sechster Band: Sinnlich-sittliche Wirkung der Farbe, J. und G. Cotta’scher Verlag. Stuttgart 1860, S.182.
[7] ganz ohne Farbenkreis und ohne Farbvorlage
[8] Gelb und Blau analog.

Allgemeingültigkeit

Goethes 6-Farben-Grundsystem:                                                                  
GELB, ORANGE, ROT, VIOLETT, BLAU und GRÜN

Goethes 6-Farben-Grundsystem (das System der 6 großen Farbzeichen im Farbtonartenkreis) bildet die Grundstruktur für alle Farbsysteme mentaler Farbenordnung. Goethes 6 Grundfarben sind zugleich Orte der Farbnamen, Primär- und Sekundärfarben, Ortfarben [9], Farbenorte [10], Komplementärfarben und Systemfarben [11]  der Farbenordnung sowie Quellfarben der Farbensprache. Wir verwenden Goethes Farbnamen und sind daher an alle Systeme seiner Farbenordnung gebunden. Goethes Grundsystem der Farbenhierarchie vereint die Gegensätze von 3 Primär- und 3 Sekundärfarben. Bei einer weiteren Differenzierung der Farbenvielfalt im Vollfarbenring entsteht eine resultierende Struktur, eine unwandelbare Rangordnung aller Farbqualitäten. Gibt es ein reines ROT, ein reines GELB, ein reines BLAU, also drei Farben, die wie der Urbeginn aller Farbe, wie Quellen wirken und als etwas Unteilbares erscheinen, so sind diese Farben allen zusammengesetzten und gemischt wirkenden Farben des Vollfarbenrings übergeordnet.


[9] Da sie Orte gründen.
[10] Goethes Ortfarben (Grundfarben) sind, trotz unterschiedlicher Qualitäten (sie sind Primärfarben oder Sekundärfarben) gleichgestellt im Rang funktionsfähiger Farbenorte. In dieser Position schaffen Farbenorte die elementaren Grundvoraussetzungen für alle folgenden Systeme der Farbenordnung.
[11] Farben, die Systeme bilden, die für die gesamte mentale Farbenordnung unabdingbar sind, werden Systemfarben genannt.

Solange niemand dem Goethe 6-Farben-Grundsystem eine Farbe hinzufügen oder eine Farbe aus dieser Ordnung entfernen kann, ohne das System zu zerstören, ist das Goethe 6-Farben-Grundsystem unveränderbar, also allgemeingültig.

Das vollständige System der 18 abstrakten Farbnamen:

GELB, orangeGELB, gelbORANGE, ORANGE, rotORANGE, orangeROT, ROT, violettROT, rotVIOLETT,
VIOLETT, blauVIOLETT, violettBLAU, BLAU, grünBLAU, blauGRÜN, GRÜN, gelbGRÜN, grünGELB. 

Das System abstrakter Farbnamen hat sich in vielen Sprachen der Welt unabhängig voneinander entwickelt und wird aktiv genutzt.

Solange niemand dem vollständigen System der abstrakten Farbnamen einen abstrakten Farbnamen hinzufügen oder einen abstrakten Farbnamen aus dieser Ordnung entfernen kann, ohne das System zu zerstören, ist dieses Ordnungsprinzip unveränderbar, also allgemeingültig.

Das vollständige System der 18 Farbtonarten

Solange niemand dem vollständigen System der 18 Farbtonarten eine weitere Farbtonarte hinzufügen oder eine Farbtonart aus dieser Ordnung entfernen kann, ohne das System zu zerstören, ist dieses Ordnungsprinzip unveränderbar, also allgemeingültig.

Das vollständige System der 18 Ortfarben:

GELB, orangeGELB, gelbORANGE, ORANGE, rotORANGE, orangeROT, ROT, violettROT, rotVIOLETT, VIOLETT, blauVIOLETT, violettBLAU, BLAU, grünBLAU, blauGRÜN, GRÜN, gelbGRÜN, grünGELB.

Systeme der Formentheorie

(einander ähnelnde Systeme verschiedener Forschungsgebiete: aus parallelen Identitäten, Städtebau, Sprache der Formen: „Wie entsteht ein Ort, was ist ein Platz im städtebaulichen Raum?“) Auf den ersten Blick haben Formen und Farben nichts miteinander zu tun. Bei näherer Betrachtung gleichen sich die Systeme oder geben Hinweise auf besondere Eigenheiten. Ortformen sind demnach besondere Zeichen der Formensprache. Ortformen gründen einen Ort, zeigen einen Ort an und wandeln eine unbestimmte Gegend, eine unbebaute Fläche im Lageplan und gesichtslose Komplexe im Stadtbild (durch die Wirkungen der Formensprache) in einen Ort und einen Platz um. Ortformen realisieren Architektur und Baukunst immer nur durch Zeichenbedeutungen, themengebundene Formeninhalte sowie die daraus resultierenden Übereinstimmungen zwischen den Funktionen der Formen und den Funktionen der Konstruktionen. (In Jahrtausenden sind Ortformen wesensgleiche Zeichen mit Zeitformen unterschiedlicher Kulturen.)

Systeme der Farbentheorie

Ortfarben sind Systemfarben, für das Farbensystem determinierende Marker – die wichtigsten Farben in ihren Farbenbändern. In den fließenden Übergängen zwischen den Tendenzfarben werden bei ruhiger Betrachtung die Ortfarben erkennbar. Siehe Abb. 8 und Abb. 12.
Ortfarben gründen in den fließenden Übergängen zwischen den Tendenzfarben im Vollfarbenring einen Ort, zeigen einen Ort an und schaffen im Vollfarbenring einen Platz für alle Farben der eigenen Farbenfamilie. ROT beeinflusst die Farben der Umgebung intensiv, sodass im Farbenring ein „roter Hof“ (ein rotes Farbenband) entsteht Siehe Abb. 8. Ortfarben gründen Farbenorte zwischen den Tendenzfarben. Siehe Abb. 12.

Solange niemand dem vollständigen System der 18 Ortfarben eine weitere Ortfarbe hinzufügen oder eine Ortfarbe aus dieser Ordnung entfernen kann, ohne das System zu zerstören, ist dieses Ordnungsprinzip unveränderbar, also allgemeingültig.

Das vollständige System der 18 Farbenorte

Das Grundsystem der 6 Farbenorte ist Goethes Basisordnung Nr. 2. Alle folgenden Systeme der Farbenordnung sind darauf angewiesen, dass diese Struktur in der Farbenvielfalt des Vollfarbenrings existiert und Bestand hat. Alle Systeme der Farbenordnung sind eng miteinander verbunden, sie gehen quasi ineinander über.

Das vollständige System der 18 Farbenorte ist die Konstruktionsgrundlage des Farbtonartenkreises und strukturiert alle vollständigen System der Farbenordnung mentaler Farbekommunikation im System. Farbenorte verorten Ortfarben im Farbtonartenkreis. Die Primärfarben, die Sekundärfarben, die idealen und allgemeinen Tertiärfarben, sind abgestuft, immer etwas komplizierter zu lesen, bis schließlich die Quartärfarben (als Zwiefarben) für uns nicht mehr abgrenzbar sind, aus dem Kreis der definierbaren Farben ausgeschlossen werden, aber trotzdem als spezielle Zeichen unter besonderen Bedingungen eine Rolle spielen können.

In systematisch aufgebauten Farbenordnungen gilt Goethes System der Farbenorte. Die Ortfarbe ROT und alle anderen Ortfarben bleiben (wie der Name sagt) am Ort, ganz unabhängig davon, ob 3, 6, 18, 60 oder 203 Farben für die Funktionen einer Farbenordnung erforderlich sind  (siehe Abb. 23 – 26).

Solange niemand dem vollständigen System der 18 Farbenorte einen weiteren Farbenort hinzufügen oder einen Farbenort aus dieser Ordnung entfernen kann, ohne das System zu zerstören, ist das Ordnungsprinzip der Farbenorte unveränderbar, also allgemeingültig.

Das vollständige System der Tertiärfarben:

Tertiärfarben sind Farben, die aus einer Mischung einer Primärfarbe und einer Sekundärfarbe zu ungleichen Teilen entstehen. Sie zeigen die eigentliche Farbenvielfalt im System der Tertiärfarben und die unverzichtbare Ordnung der allumfassenden Farbenrichtungen im Farbtonartenkreis. Siehe Abb. 12.

  • Die großen Aussparungen kennzeichnen die Orte der großen Systemfarben (Primär- und Sekundär-, Goethes Grundfarben).
  • Die 12 kleinen Farbenbänder zeigen die Verkettungen der allgemeinen Tertiärfarben.
  • Die hervorgehobenen Farbzeichen stehen für die idealen Tertiärfarben (die nachgeordneten Systemfarben), die den kleinen Farbenbändern einen Namen geben.
  • Die schmalen Aussparungen kennzeichnen die Orte der Quartärfarben (Ittens „Tertiärfarben“).

Solange niemand dem vollständigen System der Tertiärfarben eine weitere Tertiärfarbe hinzufügen oder eine Tertiärfarbe aus dieser Ordnung entfernen kann, ohne das System zu zerstören, ist das Ordnungsprinzip der Tertiärfarben unveränderbar, also allgemeingültig.

Der Ittenfarbkreis


Abb. 15: Der Ittenfarbkreis im Original
Abb. 16: Der Ittenfarbkreis mit korrekten Farbenorten (Goethes Farbenkreis wird immer ordnungsgemäß dargestellt)
Abb. 17: Goethes 6 Grundfarben in Ittens Farbkreismitte
Abb. 18: Goethes 6 Grundfarben in Ittens Farbkreismitte und zusätzlich, als Außenring ein redundanter Goethefarbenkreis (Goethe + Goethe).
Abb. 19: Ittens 6 Quartärfarben sind Zwiefarben, entstanden aus einer Primärfarbe und einer Sekundärfarbe zu gleichen Teilen, infolge dessen:
sind sie optisch und sprachlich undefinierbar und gehören zu keiner Systemfarbe und zu keinem Farbenband.

Der Ittenfarbkreis besteht aus zwei Goethefarbkreisen (siehe Abb. 18) und dem System der 6 Quartärfarben (siehe Abb. 19), die aus der Mischung je einer Primär- und einer Sekundärfarbe zu gleichen Teilen entstehen.

Itten ist der erste Farbenlehrer, der die Quartärfarben, die Farben 4. Ordnung mit den richtigen Mischungsverhältnissen (einer Primärfarbe und einer Sekundärfarbe zu gleichen Teilen) und annähernd richtigen Farberscheinungen darstellt. Siehe Abb. 19. Die Quartärfarbtonarten (von Johannes Itten fälschlich als „Tertiärfarben“ bezeichnet) bilden die Ordnung der nicht definierbaren Farben im Vollfarbenring. Als Zwiefarben (nicht GELB und nicht ORANGE, nicht ORANGE und nicht ROT) lassen sie sich keiner Systemfarbe (GELB, ORANGE, ROT, VIOLETT, BLAU, GRÜN) und ebendaher keinem Farbenband zuordnen.

Wenn Itten schreibt: „In diesen leeren Sektor tragen wir dann die Farben dritter Ordnung ein, welche aus einer Mischung einer Farbe erster Ordnung und einer Farbe zweiter Ordnung entstehen,“ dann müssten in diesen leeren Sektor sehr viele Mischfarben eingetragen werden, sowohl die, die zu ungleichen Teilen als auch die, die zu gleichen Teilen entstehen.

Das vollständige System der Quartärfarben  

Abstrakte Farbnamen definieren alle Farbtonarten. Die Farbendarstellungen im Farbenkreis werden mit abstrakten Farbnamen geprüft. Unsere Farbenvorstellung kann präzise abgrenzen, ob ein Farbton dem abstrakten Farbnamen entspricht, von ihm abweicht und in welche Farbenrichtung ein Farbton tendiert. Quartärfarben sind und bleiben im Farbtonartenkreis und allen seinen Systemen ausgeschlossen. Sie haben keinen Namen und sind als Zwiefarben nicht definierbar.

Das vollständige System der 9 Komplementärfarbenpaare:

Solange niemand dem vollständigen System der 9 Komplementärfarbenpaare ein weiteres Komplementärfarbenpaar hinzufügen oder ein Komplementärfarbenpaar aus dieser Ordnung entfernen kann, ohne das System zu zerstören, ist dieses Ordnungsprinzip unveränderbar, also allgemeingültig.

Der Farbtonartenkreis integriert:

Das Regelsysteme mentaler Farbenkommunikation:  

  • Goethes Grundsysteme (die Strukturen für alle Farbensysteme mentaler Farbenkommunikation),
  • das vollständige System der 18 Farbnamen (die sprachlich-exakten Definitionen aller Farbtonarten),
  • das vollständige System der 18 Ortfarben (gründen Orte zwischen Tendenz- und Zwiefarben),
  • das vollständige System der 18 Farbenorte (Farbenorte verorten Ortfarben im Farbtonartenkreis),
  • das vollständige System der 18 Farbtonarten (bestimmen Farbrichtungen analog Himmelsrichtungen im Kompass),
  • das vollständige System der Farbenhierarchie (Primär-, Sekundär-, idealen Tertiär-, allgemeinen Tertiärfarben, Quartärfarben),
  • das vollständige System der 6 großen Farbenbänder (verkettet alle Einzelfarben in den großen Farbenbändern),
  • das vollständige System der 12 kleinen Farbenbänder (verkettet 12 ideale Tertiärfarben in kleinen Farbenbändern aller allgemeinen Tertiärfarben),
  • das vollständige System der 9 diametral angeordneten Komplementärfarbenpaare (die exakten Komplementärfarben),
  • das vollständige System der 6 Unschärfebereiche der Quartärfarben, (undefinierbare Zwiefarben, die in jede logische Farbenordnung das unbeherrschbare Chaos bringen, aus diesem Grund Chaosfarben genannt werden und aus der Farbenordnung konsequent ausgegrenzt wurden).

Das vollständige System der Farbenhierarchie:

  • Das vollständige System der Primärfarben, die großen Farbzeichen im Farbtonartenkreis,
  • Das vollständige System der Sekundärfarben, mit ebenfalls großen Farbzeichen im Farbtonartenkreis,
  • Das vollständige System der 12 idealen Tertiärfarben, die kleinen hervorgehobenen Farbzeichen im Farbtonartenkreis,
  • Das vollständige System der allgemeinen Tertiärfarben, die verketteten Einzelfarben in kleinen Farbenbändern,
  • Das vollständige System der 6 Quartärfarben, die schmalen weißen Aussparungen zwischen den Farbenbändern.

6 große Farbenbänder:

  • Das GELBE Farbenband
  • Das ORANGENE Farbenband
  • Das ROTE Farbenband
  • Das VIOLETTE Farbenband
  • Das BLAUE Farbenband
  • Das GRÜNE Farbenband

3 Primärfarben:

  • GELB
  • ROT
  • BLAU

Es hat sich gezeigt, dass Primärfarben (mentaler Farbenkommunikation) wirklich exakt nur mit natürlichen Fähigkeiten abzugrenzen sind. Ein besonderes Wort (GELB, ROT, BLAU) hat eine besondere Wirkung. Es ruft eine präzise Vorstellung von einer Primärfarbe in unserer Vorstellung mit einer Intensität hervor, so dass wir alle (gelben, roten, blauen) Farben in unserer Umgebung prüfen können: Ein reines ROT? – ein ROT mit Tendenz?

3 Sekundärfarben:

  • ORANGE (GELB + ROT)
  • VIOLETT (ROT + BLAU)
  • GRÜN (BLAU + GELB)

Zwischen zwei Primärfarben können wir den ausgewogenen Mittelwert, die ideale Sekundärfarbe, genau bestimmen, im Einklang mit unseren inneren Farbvorstellungen. Goethe definiert die Sekundärfarben:

„Grün 801. Wenn man Gelb und Blau, welche wir als die ersten und einfachsten Farben ansehen, gleich bei ihrem ersten Erscheinen auf der ersten Stufe ihrer Wirkung zusammenbringt, so entsteht diejenige Farbe, welche wir Grün nennen.“
„802. Unser Auge findet in derselben eine reale Befriedigung, wenn beide Mutterfarben sich in der Mischung genau das Gleichgewicht halten, dergestalt, dass keine vor der anderen bemerklich ist, so ruht das Auge und das Gemüt auf diesem Gemisch wie auf einem Einfachen. Man will nicht weiter, und man kann nicht weiter. Deswegen für Zimmer, in denen man sich immer befindet, die grüne Farbe zur Tapete meist gewählt wird.“ [12]                            

Eine Farbe zweiter Ordnung:

  • ist eine Einheit aus zwei Primärfarben zu gleichen Teilen,
  • ist als Einzelfarbe eine ganze Farbtonart für sich,
  • repräsentiert als wichtigste Farbtonstufe die Gesamtheit aller Farbtonstufen ihres Farbenbandes,
  • gibt dem gesamten Farbenband, d. h. allen untergeordneten Farbtonstufen, ihren Namen.

Halten sich zwei Primärfarben in der Mischung das Gleichgewicht, entsteht eine Sekundärfarbe. Aus je zwei Primärfarben (ROT und GELB, ROT und BLAU, GELB und BLAU) entstehen die drei Sekundärfarben ORANGE, VIOLETT und GRÜN. Diese Sekundärfarben lassen sich klar von allen anderen Farben unterscheiden.

[12] „Grün 801. 802.“ In: Goethes sämmtliche Werke in sechs Bänden. Sechster Band: Sinnlich-sittliche Wirkung der Farbe, J. und G. Cotta’scher Verlag. Stuttgart. 1860, Bd. 6, S. 183. 

12 ideale Tertiärfarben:

  • grünGELB
  • orangeGELB
  • gelbORANGE
  • rotORANGE
  • orangeROT
  • violettROT
  • rotVIOLETT
  • blauVIOLETT
  • violettBLAU
  • grünBLAU
  • blauGRÜN
  • gelbGRÜN

Die in diesem Werk verwendeten Farbnamen gehören zu einer unverwechselbaren Ordnung. Kleine Farbanteile werden mit Kleinbuchstaben, große Farbanteile mit Großbuchstaben gekennzeichnet. Diese Ordnung stimmt die Systeme der Farbenbänder, der Farbenorte, der Farbtonarten, der Idealfarben, der Komplementärfarben und die Regeln für die Zusammensetzung der Farbanteile aufeinander ab und verbindet sie mit dem System der abstrakten Farbnamen zu einem Regelsystem. Damit wird zum ersten Mal eine eindeutige Verständigung über Farben im Arbeitsprozess und in der allgemeinen Kommunikation ermöglicht. Dieses Bezeichnungssystem weicht derzeit von der offiziellen Schreibweise laut Duden ab, ist aber aufgrund seiner unverzichtbaren Nutzeffekte für die Praxis geboten. Neben den Primär- und Sekundärfarben im Farbenkreis entstehen viele andere, für die Sprache der Farben wichtige Qualitäten, die uns durch ihre Tendenz, ihren Rang und im Zusammenspiel mit der Farbenwahrnehmung mehr diskrete, bedeutungsvolle Nachrichten vermitteln, als uns in dem Augenblick bewusst ist. Tertiärfarben, die aus additiven Mischungen entstehen, gehören zur technischen Farbenlehre. Natürliche Tertiärfarben bilden sich zwischen den Primär- und den Sekundärfarben. Der Farbtonartenkreis nach Krenke stellt die Farbtonarten der dritten Ordnung in ihren Farbenbändern vollständig dar und kennzeichnet sie präzise. Siehe Abb. 12.

6 Unschärfebereiche der Quartärfarben:

  • „Nicht GELB und nicht ORANGE“
  • „nicht ORANGE und nicht ROT“
  • „nicht ROT und nicht VIOLETT“
  • „nicht VIOLETT und nicht BLAU“
  • „nicht BLAU und nicht GRÜN“
  • „nicht GRÜN und nicht GELB“.

Ein gleicher Farbanteil ORANGE und ein gleicher Farbanteil ROT ergeben in der Mischung eine Zwiefarbe: Nicht ORANGE und nicht ROT. Sind die Farbanteile gleich, entstehen Quartärfarben, die als Übergangsfarben zwischen den Farbenbändern angesehen werden. Diese Farben sind keiner Farbtonart eindeutig zuzuordnen, bleiben undefinierbar und bringen unvermeidlich Unordnung in jede Farbenordnung, weshalb sie als unwichtige Farben ausgegrenzt werden.

Eine Mischung aus einer Primärfarbe (z. B. ROT) und einer Sekundärfarbe (z. B. ORANGE) ergibt eine Tertiärfarbe, solange die Anteile der Mischung ungleich bleiben. Ein großer Farbanteil ORANGE und ein kleiner Farbanteil ROT ergeben rotORANGE, ein großer Farbanteil ROT und ein kleiner Farbanteil ORANGE ergeben orangeROT. Alle relevanten Farben, die z. B. zwischen ORANGE und ROT entstehen, sind Farben dritter Ordnung, solange ihre Farbanteile ungleich bleiben.

Wenn Itten schreibt: „In diesen leeren Sektor tragen wir dann die Farben dritter Ordnung ein, welche aus einer Mischung einer Farbe erster Ordnung und einer Farbe zweiter Ordnung entstehen,“ dann müssten in diesen leeren Sektor sehr viele Mischfarben eingetragen werden, sowohl die, die zu ungleichen Teilen als auch die, die zu gleichen Teilen entstehen.

Die Funktionen mentaler Farbenkommunikation

  • FarbenOrdnung,
  • FarbenKennzeichnung,
  • FarbenÜbersicht,
  • FarbenAnalyse,
  • FarbenSynthese,
  • FarbenInspiration
  • FarbenInterpretation,
  • FarbenTranskription,
  • FarbenKontrolle.

Im zweiten Teil des Buches „Der Farbtonartenkreis“ werden Praxisanwendungen systematischer Farbenordnung vorgestellt. Anwendungen einer Farbenordnung in der Praxis (Kreativberufe) sind zum ersten Mal möglich, weil eine systematische Farbenordnung sofort den vereinfachten Zugriff auf alle existierenden Farbtonarten gestattet und alle Farbenrichtungen der sofort und vollständig verfügbaren Farben sprachlich exakt gekennzeichnet sind. Das war bisher nicht so. Diese Theorie wurde mit dem Ziel entwickelt, die Routinearbeiten, das „Mechanische“ abgesichert zu bewältigen und begründete Vorarbeiten so effizient wie möglich ins Werk zu setzen, um alle Kraft und Zeit für das Schöpferische freizuhalten. Diese Funktionen des Farbtonartenkreises sind sorgfältig ausgewählte Konzepte, die sich über die Zeit hinweg in verschiedenen Arbeitskontexten bewährt haben. Erfahrungsgemäß entstehen im Gestaltungsprozess zusammen mit dem Farbtonartenkreis ständig neue, eigene und erstaunlich variantenreiche Methoden und Mischpraktiken, wenn man darauf achtet. Werden abstrakte Farbnamen als exakte Definitionen der Farben angesehen, müssen die färbenden Grundstoffe zur Farbendarstellung besonderen Anforderungen genügen.

Farben-Analyse

Ganz gleich ob Tuschkastensiedlung, Betongrau oder unbebaute Gegend – jedes Projekt wird in eine Umgebung gebaut. Am Anfang steht immer die Vorort-Analyse. In einem bewährten Verfahren beantworten Architekten, Städtebauer und Künstler, die ihre Farbprojekte realisieren, im geplanten Bauabschnitt, im Zusammenhang mit Projektfunktionen und den Funktionen des Farbtonartenkreises drei Fragen und erhalten in kurzer Zeit eine begründete Farbkonzeption für ein Einzelobjekt oder ein Ensemble. Der Rest ist angeborene Fähigkeit.

Wenn unvermeidbare Eingriffe in aufeinander bezogene Bebauungen nicht zu umgehen sind, Denkmalpfleger oder Städtebauer Veränderungen in denkmalgeschützten Architekturkomplexen übernehmen oder Kunst im öffentlichen Raum in bestehende Bebauungen eingegliedert werden soll, bringen nur präzise Analysen mit dem Farbtonartenkreis begründete Untersuchungsergebnisse und Grundlagen für Farbprojekte.

Die Funktionen des Farbtonartenkreises sind Praxisverfahren. Sie haben sich zur Bewältigung kompakter Aufgabenstellungen im Laufe eines Arbeitslebens bewährt. Die Analysedaten aus dem Farbtonartenkreis sind für Farbkonzepte, Farbprojekte, Beratungen und für Behördenentscheidungen konstruktive Vorinformationen.

Mit dem Farbtonartenkreis lässt sich schnell eine detaillierte und sehr präzise Gesamtschau über die vorhandenen, fehlenden oder anzustrebenden Farbenrichtungen erstellen. Mit einem vollständigen Farbenkreis, der alle Farbtonarten umfasst, können alle in der Realität existierenden Farbenrichtungen identifiziert, benannt, bewertet und gesichert werden. Es geht darum, Routinearbeiten rasch und sicher zu bewältigen, um Zeit und Kraft für kreatives Schaffen zu gewinnen.

Für Gestaltungsaufgaben bieten sich verschiedene Analysemethoden an. Analysen ergründen die Fragen nach den Mitteln, der Auswahl der Arbeitsmethoden und den Zielbotschaften komplexer Gestaltungen. Nur mit einer methodisch aufgebauten Farbenordnung sind begründete Farbanalysen möglich und zeitsparend verfügbar. So entwickeln sich die Konzepte und Verfahrensweisen individuell.

Farbenkreisanalysen

Für eine erste Prinzipanalyse kann die einfache Kopie eines Farbenkreises in einzelne Farben zerlegt und den Farbtonarten des Farbtonartenkreises zugeordnet werden. Systemlose Prüflinge offenbaren Defizite unter den Systemfarben und Leerstellen in den Farbenbändern.

Exakte Analysen werden mit Originalfarben ausgeführt.

Die Farbenvielfalt im Vollfarbenring ist ohne System- und Gruppenfarben, allein mit 12, aus dem Zusammenhang gerissenen Einzelfarben nicht darstellbar. Vergleicht man Analysen verschiedener Farbenkreise fällt auf, dass fast jeder Farbenlehrer andere, wichtige Farben (Primär-, Sekundär-, ideale Tertiärfarben) ausgrenzt. Es besteht keine einheitliche Auffassung über relevante Farben im Farbenkreis.

Im Farbtonartenkreis können die Zusammenhänge: Farbe und Gesamtordnung – Farbe und Familie – Farbe und Rang – Farbe und exakte Gegenfarbe komplizierter Kontraste – Farbe und Inhalt im Schaffensprozess inspirativerahnt, erkannt oder abgelesen werden.

System und Chaos

Das System der Farbenorte ist Goethes Basisordnung Nr.: 2. Alle folgenden Systeme der Farbenordnung sind darauf angewiesen, dass diese Struktur in der Farbenvielfalt des Vollfarbenrings existiert und Bestand hat. Die Systeme der Farbenordnung sind dicht miteinander verbunden, sie gehen quasi ineinander über. Der Farbtonartenkreis ist die erste vollständige und systematisch aufgebaute Farbenordnung der Wissenschafts – und Kunstgeschichte und gliedert, als bisher einzige Farbenordnung die Farbenvielfalt im Farbtonartenkreis in:

  • Systemfarben und Gruppenfarben,
  • definierbare und undefinierbare Farben und
  • grenzt Chaosfarben sicher aus dem System aus.

Farbenkreisanalysen offenbaren:

  • Das Chaos der Farbnamen, (Es besteht keine einheitliche Auffassung über relevante Farbnamen im Farbenkreis)
  • Das Chaos der Farbtonarten, (Es besteht keine einheitliche Auffassung über relevante Farbtonarten im Farbenkreis)
  • Das Chaos der Ortfarben, (Es besteht keine einheitliche Auffassung über relevante Ortfarben im Farbenkreis)
  • Das Chaos der Farbenorte, (Es besteht keine einheitliche Auffassung über relevante Farbenorte im Farbenkreis)
  • Das Chaos der Farbenhierarchie, (Es besteht keine einheitliche Auffassung über die Farbenhierarchie im Farbenkreis)
  • Das Chaos der Komplementärfarben, (Es besteht keine einheitliche Auffassung über relevante Komplementärfarben im Farbenkreis)
  • Das Chaos der Einzelfarben, (Es besteht keine einheitliche Auffassung über relevante Farbstrukturen im Farbenkreis)

und im Gegenzug dazu:

  • Das System der Farbnamen
  • Das System der Ortfarben
  • Das System der Farbenorte
  • Das System der Farbtonarten
  • Das System der Farbenhierarchie
  • Das System der Komplementärfarben,
  • Das System der großen Farbenbänder
  • Das System der kleinen Farbenbänder im Farbtonartenkreis
  • Das  bewährte Assistenzsystem für mentale Farbenkommunikation
  • Ein Vorschlag für eine funktionsfähige Farbenordnung.

Das wichtigste System der Farbenordnung ist das System der Farbnamen. Mit abstrakten Farbennamen werden Farben exakt definiert. Das Namensystem ist quasi das Inhaltsverzeichnis der Farbenordnung. Ist ein Inhaltsverzeichnis ohne Ordnung, ist die Farbenordnung unbrauchbar.

Im Farbtonartenkreis können die Zusammenhänge: Farbe und Gesamtordnung – Farbe und Familie – Farbe und Rang – Farbe und exakte Gegenfarbe komplizierter Kontraste – Farbe und Inhalt im Schaffensprozess inspirativerahnt, erkannt oder abgelesen werden.

Goethes Farbenkreis ist die erste Ordnung multifunktionaler Systemfarben. Wenn alle Systeme intelligenter Farbenordnung bekannt und die Ganzheit farbiger und sprachlicher Elemente für die natürlichen Verständigungswege in der Natur, im Leben und in der Kunst für uns relevant sind, wenn die Grundordnung dieser Systeme – das „System Goethe“ – exakt definiert ist und kein technisches Gerät und keine mathematische Methode eine genauere Bestimmung der Systeminhalte zeigt, dann gilt es, diese Systeme jetzt in ihrer Bedeutung zu erfassen und zu respektieren.

So sieht eine bewährte, systematisch aufgebaute Farbenordnung aus. Wir brauchen einen Farbenkreis, der funktioniert, und einen Farbenkatalog mit drei Registern, nicht 400 Systemruinen. Die Chemie ist auch eine sehr weitverzweigte Wissenschaft und doch respektieren alle Wissenschaftler das eine, das periodische System. Man muss an Goethe nicht herum wissenschafteln. Seine Systeme sind einfach, logisch, bekannt und wirksam. Alles Verdrängen, Blockieren hilft nichts. Einen Fortschritt in der Farbenwissenschaft kann es nur mit Systemen der Farbenordnung geben, nicht gegen sie. Wer selbstständig denkt, wird den Farbtonartenkreis mit aktuellen Farbenkreisen prüfen und umgekehrt. Ich liefere nur die Mittel und Methoden. Die exakten Ergebnisse sollen anderen vorbehalten bleiben. Mein Ziel ist, dass andere Menschen mit meinen Mitteln und Methoden ihre Arbeit ein wenig besser, schneller und sicherer zu Ende führen können.

Die Ordnung der Farbenbänder

Der Farbtonartenkreis ist der erste Farbenkreis, der Farbenbänder darstellt. Die 6 Farbbänder mit etwa 60 Farbtonstufen garantieren alle relevanten Farbenrichtungen im System. Lückenlose Farbbänder verhindern fragmentarische Scheinordnungen und beweisen die Vollständigkeit der Farb-optionen im Farbenkreis. Farbtonkreise aus einzelnen Farbtönen, die den Beweis durch Farbbänder schuldig bleiben, sind in der Regel unsystematische Farbsammlungen und schwer oder nicht kontrollierbar. Sie blockieren alle Funktionen, die ein Farbenkreis im Schaffensprozess zu erfüllen hat. In 12- oder 24-teiligen Farbtonkreisen sind Farbenbänder nicht darstellbar. Schnell und sicher zu prüfen sind einzelne Farben nur vor lückenlosen Farbbändern im Farbtonartenkreis.

Gestalten mit System

Aus Sicht der kausalen Bedingungen ist der Prozess der Farbgebung mit System (und ein wenig Chaos, quasi als Gewürz) für Bilder, große Hotels, Luxusliner oder Stadtkomplexe zunächst erst einmal gleich. Am Anfang stehen eine Handzeichnung (ein Lageplan, ein Fassadenentwurf, ein Raum, ein Objekt), ein Farbtonartenkreis und ein geeignetes Gestaltungssystem.

Aufgabe ist die Zusammenschau der Farben zu einem Farbenorganismus. Die Farbensynthese vereinigt z. B. gegensätzliche Farbenpaare. Der Farbtonartenkreis zeigt alle Idealfarben (Farbenrichtungen, wie in einem Kompass) im Überblick. Mit einem schnellen Blick wird die Farbtonart im Bild mit der Idealfarbe im Kreis nach dem Prinzip von Regel und Ausnahme gewählt, geprüft. Auf die Farbenrichtungen kommt es an.

 

Im Bild Norwegisches Eis II wird die Komposition aus GELB, ROT und BLAU durch Abkömmlinge der Komplementärfarben, wie violettROSA, Grün und wenig ORANGE ergänzt und gesteuert. Für ein komplexes Werk wird eine breite Basis vorgeschlagen:

Farbeninterpretation

Farbinterpretation hat neue Sinndeutungen gegebener Inhalte zum Ziel. Inhalte werden bestimmt von regierenden Funktionen der Formen und erklärenden Funktionen der Farben. Bei der Farbinterpretation geht es immer um eine neue Auslegung, eine andere Sichtweise auf die Inhalte einer Formenkonstruktion. Für die neu anzustrebende Ausdeutung vorhandener Konstrukte sind zuerst die Konzeptionen und dann die Optionen der Farben ausschlaggebend.

Im Farbtonartenkreis stehen 18 Farbtonarten oder 9 Farbenpaare für Farbharmonien und neue Sinndeutungen der Farbensprachen zur Verfügung. Jede Farbenfamilie provoziert andere Gefühle und jede Farbtonart charakterisiert ein absolut anderes Farbenthema. Unterschiedliche Farbsignale können gegebenen Konstruktionen neue oder andere Sinndeutungen zuteilwerden lassen.

Zur raschen Kreation neuer Werke ist die innovative Gestaltungsmethode der „farbtonartenkreis-gestützten Farbumsetzung“ einer gegebenen Konstruktion in ein neues Farbenthema und damit in einen neuen Werkinhalt. Eine neue Farbenauswahl kann ein anderes Bild erschaffen.

Das eine Bild, „Grünes Bühnenbild“, wird von GRÜN dominiert, es entsteht der Eindruck von vegetativer Konstruktion; das andere Bild, „Die Sterne von Barth“, wird von der Farbtonart BLAU bestimmt. Ein ähnliches Formenkonstrukt erklärt mit Blau die kalte Sternennacht über dem Barther Bodden. Mit der GELB-GRÜN-BLAU-Regel und dem Rückgriff auf eine gegebene Formenkonzeption entstehen zwei individuelle Bildinterpretationen.

Die Namen, Nummern, Zeichen und Farbtonarten

Wissen kann, im Moment mal schnell Vergessen sein. Unterschiedliche Systeme (Vollfarbenordnung, Komplementärfarbenmischungen), praxistaugliche Theorien müssen, nach Ursache und Wirkung anwendungsbereit, als Intuitions- oder Artikulationshilfe, mit einem Seitenblick im System, zur rechten Zeit, für alle Freiheit der Interpretation leicht zugänglich gehalten werden.

Abb.  43: Jörg Krenke, „Induktives“, 2022, Aquarell, 21×29,5 cm
Abb. 44: Jörg Krenke. „Tag und Nacht“, 2001, Aquarell, 21X29,5 cm  

Die erweiterte Komplementärfarbenmischung    

Komplementärfarbenmischungen, mit ihren verschiedenartigen Farbrichtungen und Farbthemen und ihren völlig überraschendenden, sehr vielfältigen Farbnuancen, auf dem kürzesten Wege, in einer systematischen Übersicht ablesen und unmittelbar in eine Gestaltung einführen zu können, ist eine wertgeschätzte Mitwirkung in fortgeschrittenen Schaffensprozessen. Ein zusätzliches Farbregister kann eine wertvolle Gestaltungsreserve sein, wenn begründete Erweiterungen für kompakte Farbstrukturen gefordert sind. Diese Farbenwege sind in unserer Farbvorstellung im Kopf nicht existent, durch Grübelei nicht und in ihrer überraschenden Vielfalt und Aussagepotenz schon erst recht nicht – in einem vertretbaren Zeitlimit – (im laufenden Gestaltungsprozess) verfügbar.

In der Natur haben wir das Vorbild – im Atelier die Systeme. Stellt sich die Frage: „Jetzt, hier, für diese Position eine Farbe zu finden“, wohlmöglich in altbackenem Gedächtniskram mit viel, letztendlich resultatloser Zeitvergeudung gesucht, wärend der Gestaltungsprozess inzwischen längst deprimierend oder ganz unterbrochen ist, statt mit einem Blick im Mischsystem abzulesen und ungestört weiter zu vertiefen. 

In einem Farbenkreis systematischer Komplementärfarbenmischungen kann der kürzeste Weg zur Assistenzfarbe für komplexe Farbenarrangements, einfach nur mit einem Blick abgelesen und zugeordnet werden, um eigene passende Interpretationen, ein erweitertes Farbenthema z. B. mit Vollfarben über (siehe Abb. 42 und Abb. 45) zu verstärken.

In Katalogen mit den oft etwas kalkig wirkenden Mischungen aus Farben und Grafen [13] werden derartige Farbakkorde vergeblich gesucht.

Schon die abgebildete Komplementärfarbenmischung (siehe Abb. 45) hatte im Atelier die Wirkung einer potenten und unerschöpflichen „Inspirationsmaschine“. Dieser Farbenvermischer zeigt eine interessante Variantenvielfalt, so dass er als Hilfsmittel besser nur kurz konsultiert wird, um nicht durch Vielschichtigkeit der Angebote zu verwirren.

Besonders in Malprozessen waren die raschen Farbanalysen und die zielgenauen Farbinterpretationen, die Zusammenklänge der Vollfarben mit den Komplementärfarbenmischungen, die schnell ablesbaren Mischverhältnisse (unter anderen) gern genutzte Strategien. Sie sind im Gestaltungsprozess eine wertvolle Unterstützung. (für warme Farben im Projekt oder glühende Farben im Bild).

Ein vergleichender Blick stellt eine Verbindung her zwischen den leuchtenden Vollfarben und den warmen oder kühlen Komplementärfarbenmischungen und provoziert  Inspirationen die Fülle. Wer hier ohne Inspiration bleibt, sollte sich Gedanken machen.

[13] Schwarz, Weiß, Grau.