Jörg Krenke

Veröffentlichungen

Das Buch: „Der Farbtonartenkreis“, mit 121 Seiten und 60 Abbildungen ist im Herbst 2019 erschienen und kann in wenigen Exemplaren angefordert werden. Eine höhere Auflage ist geplant.

Das Buch kostet 20 EUR inkl. MwSt.

Bei größeren Bestellmengen reduziert sich der Buchpreis.

Lektorat Dr. Malte Heidemann, www.berlinlektorat.com

Thesen

Visuelle Kommunikation[1]

Visuelle Kommunikation beruht auf Zeichensystemen der Natur, auf den Inhalten vielfältigster, zweckgerichteter Formen- und Farbenverbindungen – sie ist all das, was Menschen mithilfe von Zeichensprachen im Austausch geistiger Inhalte auf der Basis von Formen- und Farbenwirkungen verstehen können. Die Sprachen der Formen und die Sprachen der Farben bilden natürliche, eng zusammengehörende Informationssysteme und sind als solche verständlich für alle Lebewesen, die sehen können, die in der Lage sind, Naturereignisse und Naturerscheinungen in Beziehung zu setzen, gedanklich zu verknüpfen und wieder ins Gedächtnis zurückzurufen.[2] Dabei ist die Sprache der Formen das regierende, die Sprache der Farben das regierte Zeichensystem.[3] Um die Sprachen der Farben zu erkunden und zu erfassen, in welcher Weise die regierten Sprachen der Farben abhängig sind, gilt es, zuerst die fundamentalen Zusammenhänge des Baus und der Wirkungsweisen der regierenden Formensprachen zu verstehen.

Eine unmittelbar einleuchtende Sprache der Formen ist das Zeichensystem der Architekturformen, die Sprache der Baukunst, die Sprache immobiler Formen, Körper und Räume, die bedeutsam ist für die Kunstwissenschaft und den Städtebau. Die Kunstwissenschaft ist in der Lage, jedes Architekturdetail genau zu datieren. Welche geistigen Bedeutungen jedoch, welche wichtigen Informationsfunktionen diese Elemente am Bau selbst für die städtebaulichen Funktionen und für das Lebensgefühl der Menschen, welchen Einfluss intelligente Architekturzeichen auf die Bindungen der Menschen an ihre Orte haben, bleibt unverstanden, solange die zugehörige Formensprache nicht entschlüsselt ist.

Ohne Kenntnisse im Bereich der Grammatik und des Vokabulars lässt sich keine Sprache, auch die Sprache der Architekturformen nicht, beherrschen, sind weder sinnvolle Inhalte noch kreative Artikulationen kluger Bauformen zu realisieren, wie ästhetisch Typenformen und ganze Stadtbilder mit Brüstungsbändern unserer Zeit auch immer erscheinen mögen. Sind die Bedeutungen der Signale bekannt, lassen sie sich bewusst sinnvoll einsetzen. Auch kleinste Formennachrichten geben Orientierung. Wer mit Architekturformen etwas Freundliches „sagt“, wird Menschen erleben, die Bauten, Straßen und Plätze lieben.

Die Formensprache ist oft vergleichbar mit der Schriftsprache. Ein kleines Wort an der richtigen Stelle kann den Sinn des Satzes ändern – eine Form an der passenden Stelle (10–15 Prozent der Gesamtbotschaft) korrigiert unlogische, bedrohliche Aussagen eines, ansonsten klug und menschenfreundlich eingerichteten Bauwerks, das mit viel Kreativität und persönlichem Engagement erschaffen worden sein mag. Unkluge Formulierungen lassen sich jedoch ändern.

Wenn ein Architekturwissenschaftler behauptet, dass es die Sprache der Architekturformen nicht gebe, ist er vergleichbar mit einem Germanisten, der die deutsche Schriftsprache in Abrede stellt.


[1] Im Gegensatz zur technischen Formen-Farben-Kommunikation.
[2] Zeichen und Ereignis: Am blauen Himmel erscheint am Horizont eine kleine schwarze Wolke. So beginnt in dieser Gegend oft und schnell ein schweres Gewitter. Wer das Zeichen kennt, reagiert sofort.
[3] Mit Formen kann etwas fahren, fliegen, wachsen und blühen. Das ist mit Farben nicht möglich. Farben können nur interpretieren, wie etwas fährt, fliegt, wächst oder blüht.

Im Verlauf systematischer Forschungen bin ich auf einfachste Mittel und Methoden gestoßen. Es ist wichtig, die Werkzeuge visueller Kommunikation von vornherein praktikabel für den Prozess intuitiver Kreationen in Kunst und Architektur logisch aufzubauen.

Die Sprache der Architekturformen gründet auf:

  • dem Formenartenkreis, quasi einem „Formenalphabet“ (siehe Abb. 1),
  • den Gesetzen von den Übereinstimmungen und Widersprüchen zwischen den Funktionen der Formen und den Funktionen der Konstruktionen, sozusagen, einer „Formengrammatik“[4] und
  • den Formeninhalten, einem zunächst begrenzten „Formenvokabular“.[5]

Ob Gleiches auch für die Sprache der Farben möglich ist oder andere Wirkungen entstehen, gilt es, im Experiment zu untersuchen. Niemand kann eine Farbe darstellen, ohne gleichzeitig eine Form zu erzeugen. Es gibt keine Farbe ohne Form und keine Form ohne Farbe.

Die Erforschung der „Farbengrammatik“, also von Regeln der Anwendung, und die Rekonstruktion von „Farbenvokabeln“ steht noch aus. Für die Sprache der Farben existiert ein „Farbenalphabet“, die Ordnung der Zeichen: der Farbtonartenkreis nach Krenke.[6] Die Sprachen der Formen[7] und die Sprachen der Farben bilden gemeinsam das große, fest verbundene System visueller Kommunikation. Vieles ist nur im Zusammenhang nutzbringend zu ergründen.

Der Formenartenkreis nach Krenke (1963, Abb. 1) und der Farbtonartenkreis nach Krenke (1963, Abb. 2) bilden zusammen die Basis der Theoriearchitektur visueller Kommunikation.


[4] Die Formstruktur der Dinge, die Grundformen der Architektur etc.
[5] Vielgestaltige, aber sinngleiche Formensignale.
[6] Der Farbtonartenkreis.
[7] z. B. die Sprache der Naturformen, die Sprache der Architekturformen und die Sprache der Technikformen.

Die natürliche Farbenkommunikation

In dieser kleinen Schrift geht es um eine mit natürlichen Mitteln und Methoden geschaffene natürliche Farbenordnung für natürliche Anwendungen.[8] Künstler und Architekten schaffen ihre Werke mit angeborenen Fähigkeiten für die freie Rezeption dargestellter Inhalte und benötigen deshalb eine exakte organische Farbenordnung, einen vollständigen, systematisch aufgebauten, klar gekennzeichneten Farbenkreis mit hervorgehobenen Farbensignalen, analogen Farbengruppen und einer systematischen Namenordnung zu sicherer Kommunikation über farbenbezogene Inhalte.

Trifft es zu, dass die Natur ihre Farbenkommunikation mit Farbenzeichen und Farbensystemen realisiert und die Menschen als Teil der Natur an diesen Zeichen und Systemen geschult sind, weil sie inzwischen das Wissen von Generationen im Unterbewusstsein besitzen, deshalb auch mit untrüglichem Instinkt die natürliche Sprache der Farben nutzen – in der Natur mit großer Sicherheit, in technischen Umgebungen oft unsicher –, müssen wir das zugrunde liegende Farbensystem der Natur als neuen Denkansatz erforschen und interpretieren.

Wenn 90 Prozent aller Menschen Farben richtig erkennen, dann bildet die Natur, die alle Systeme der Farbenordnung vorgibt, zusammen mit diesen Menschen eine Sprachengemeinschaft und schafft alle Voraussetzungen für die Erkundung natürlicher Farbengesetze und den Bau einer vollständigen und systematischen, einer allgemeingültigen Farbenordnung. So vollzieht sich hier ein Prozess exakter, natürlicher Farbenkommunikation, ganz ohne technische Unterstützung. Die natürliche, systematisch aufgebaute Farbenordnung des Farbtonartenkreises ist damit die erste Ordnung der Farbenzeichen für alle Menschen, die mit angeborenen Fähigkeiten kreativ arbeiten. Die präzise definierte natürliche Farbenordnung lässt sich als das regierende und die technische Farbenordnung als das regierte Zeichensystem kennzeichnen.

Wir wissen nicht immer genau, wie wir diskret wirkende Farbenbänder, Farbtonarten, die Farbenqualitäten von Primär-, Sekundär-, idealen und allgemeinen Tertiärfarben und die Charakteristika der Quartärfarben lesen, denn Farbenkommunikation ist ein sehr kompakter Datenverkehr, der sich zum größten Teil noch unerforscht vollzieht. Trotzdem bestimmen wir mit gesundem Augenlicht, Farbeninstinkt, logischem Denken und untrüglicher Sicherheit jederzeit die Systemfarben der Farbenbänder. Die Botschaften der Farben, die Inhalte, die sich in den Zeichenverbindungen der Farbenkombinationen verbergen, lesen wir in der Natur mit großer Selbstverständlichkeit, losgelöst von den Formen und den Funktionen der Natur, in technischen Umgebungen aber haben wir die Zusammenhänge vergessen oder nie gelernt und verstehen diese „Farbenvokabeln“ oft nur gefühlsmäßig, bisher selten mit Faktenwissen und logischem Denken. Uns fehlt in der „technischen“ Stadt die Formen-Farben-Grammatik der Natur.

Wie sollen Mathematiker und Physiker in technischem Ambiente wissen können, welche Anforderungen Künstler und Architekten an ein Farbensystem stellen, das visuell-systematisch aufgebaut, schnell zu erfassen und allgemeingültig ist und multifunktional den Anforderungen aller Assistenzsysteme im intuitiven Gestaltungsprozess neuer Kulturkreationen in Kunst, Architektur und Städtebau gerecht wird?

Wenn 90 Prozent aller Menschen Farben richtig sehen, dann lässt sich eine stabile Definition dessen, was der Mensch wahrnimmt, objektivieren und vergleichen. Eine Analyse, wie Menschen in aller Welt Farben sehen, ist eine funktionsfähige Grundlage für exakte Festlegungen. Es gibt keine absolute Wahrheit. In jeder Wahrheit schlummert der Keim des Widerspruchs. Im Vollfarbenring erscheinen definierbare und undefinierbare Farben – Systemfarben und Chaosfarben. Mit einer Wahrheit, die funktioniert, wirkt die Natur. Mit ihr können wir gut leben. Mit einer Mathematik, die gelegentlich an absolute Wahrheit grenzt, aber Primärfarben und Sekundärfarben nicht errechnen kann, werden wir Schwierigkeiten bekommen.


[8] Im Gegensatz zu den mit technischen Mitteln und Methoden aufgebauten Farbenordnungen für technische Zwecke.

Goethes Farbenkreis[9] ist als erste systematische Grundordnung der Farben frei von subjektiven und emotionalen Einflüssen, objektivierbar und vergleichbar. Der Goethe-Farbenkreis ist keine Sammlung aus 6 systemlosen Einzelfarben, sondern ein übergeordnetes, multifunktionales

Farbensystem, das sich aus 6 Systemfarben zusammensetzt, in dem jede einzelne Farbe dazu beiträgt, dass alle Grundsysteme, also

  • das Grundsystem der 6 Ortfarben[10] (Idealfarbe) im Vollfarbenring,
  • das Grundsystem der 6 Farbenorte[11] im Vollfarbenring,
  • das Grundsystem der Farbenhierarchie (Primär-, Sekundärfarben),
  • das Grundsystem der 3 Komplementärfarbenpaare und
  • das Grundsystem der 6 abstrakten Farbennamen

zusammenwirken.

Goethes Grundsysteme wurden im Farbtonartenkreis vervollständigt, alle Goethe-Systeme bleiben unverändert und werden als Grundgesetze der Farbenordnung respektiert. Systeme sind Naturgesetzlichkeiten und haben mit subjektiven und emotionalen Inspirationen nichts zu tun. Wir können im Grunde nur erfinden, wir können nur erkennen, was die Natur vorher erschaffen hat, was bereits existiert.

Goethes Grundordnung ist in Übereinstimmung mit den Gesetzen der Farbenbänder[12] entstanden. Sie lässt sich deshalb mit allen Systemen der Farbenordnung ergänzen. Der Farbtonartenkreis nach Krenke (1963) ist die erste vollständige und systematische Farbenordnung, die auf den Gesetzen der Farbenbänder aufbaut.

Der Farbtonartenkreis ergänzt Goethes 6-Farben-Ordnung um:

  • das vollständige System der 6 Farbenbänder im Farbtonartenkreis,
  • das vollständige System der 18 Ortfarben im Farbtonartenkreis,
  • das vollständige System der 18 Farbenorte im Farbtonartenkreis,
  • das vollständige System der 18 Farbtonarten (hervorgehobene Systemfarben und geschlossene Bänder der Gruppenfarben),
  • das vollständige System der Farbenhierarchie (Primär-, Sekundär-, ideale und allgemeine Tertiärfarben und Quartärfarben),
  • dasvollständige System der 9 Komplementärfarbenpaare und
  • das vollständige System der 18 abstrakten Farbennamen.

Im Farbtonartenkreis nach Krenke sind zum ersten Mal alle Systeme der Farbenordnung exakt abgebildet, miteinander verbunden und aufeinander abgestimmt. Sie regeln den Bereich der Vollfarben. Der Farbtonartenkreis schafft Übersicht auf einen Blick (siehe Abb. 3).


[9] WIKIPEDIA Farbenlehre Goethe,
[10] Ortfarben gründen einen Ort, zeigen einen Ort an und schaffen einen Platz für die Farben ihrer Familien im Vollfarbenring.
[11] Farbenorte sind Orte der Ortfarben im Vollfarbenring.
[12] Die Gesetze der Farbenbänder sind die Systeme der Farbenordnung.

Die Zeichen und Systeme der Farbenordnung sind die Fundamente natürlicher Farbenkommunikation. Sie bieten Kriterien für eine organische Orientierung im unspezifischen Vollfarbenring, sind Bestandteile und Funktionen der Farbenbänder und bilden die Strukturen des Farbtonartenkreises. Es fehlt generell in der Forschung und Praxis ein Farbenkreis, der auf natürliche Art, mit gesundem Augenlicht, Farbeninstinkt und logischem Denken und ohne jedes technische Gerät bei Bedarf für Forscher, Schüler, Studenten, Künstler und Architekten exakt alle existierenden Farbtonarten in Farbenbändern geordnet, benannt, nummeriert und mit Dezimalstelle anzeigt und eine zuverlässige Verständigung über Farben generell erst möglich macht. Im Gestaltungsprozess ist dann auf einen Blick ein Angebot zur Problemlösung nach dem Prinzip von „Gesetz und Ausnahme“ für die individuelle Entscheidung verfügbar. Zur natürlichen Ortung, zur exakten Aufklärung der Farbenqualitäten und ihrer inhaltlichen Kernaussagen, ihrer Nutzung und Dokumentation im Bereich der Vollfarben gibt es keine technische Alternative.

Der Farbtonartenkreis ist nach dem Prinzip der qualitativen Farbenordnung, der Parität der Farbenqualitäten aufgebaut. Alle Farben, die am besten erkennbar sind, die Idealfarben (Primär-, Sekundär- und ideale Tertiärfarben), werden ihrem Rang entsprechend hervorgehoben, gleichberechtigt und systembedingt-gleichabständig dargestellt. Jede Farbtonart wird durch ein eigenes, angepasstes Raster gegliedert, das alle Zentralqualitäten und alle Tendenzqualitäten in ihrem Wesen richtig charakterisiert (siehe Abb. 3). Die Umgebung der Systemfarben, die untergeordneten Farben (allgemeine Tertiärfarben) sind im Prinzip richtig abgebildet. Es kommt nicht auf jede unwichtige Farbtonstufe an. Qualität ist wichtiger als Quantität. Für ein natürliches Farbensystem[13] sind die Zeichen der Farbenqualitäten von entscheidender Bedeutung. Für die technische Unterstützung einer natürlichen Farbenordnung ist ein Farbenkreis unabdingbare Voraussetzung, der die Farben nach dem Prinzip der Parität der Farbenqualitäten in Hierarchien aufbaut. Im Farbtonartenkreis werden Systemfarben exakt dargestellt, relevante Gruppenfarben angemessen beteiligt sowie überzählige Gruppenfarben und Chaosfarben aus der Farbenordnung ausgegrenzt.


[13] Im Gegensatz zu technischen Farbenordnungen.

Farbenkreise, die nach dem Prinzip der quantitativen Farbenordnung aufgebaut sind, die mengenmäßig alle übergeordneten und untergeordneten, alle definierbaren und alle undefinierbaren Farbtöne gleichrangig nebeneinanderstellen, bringen unregelmäßige Farbenbereiche zwischen den Grundfarben hervor, da unterschiedliche Farbtonarten unterschiedlich ergiebige Farbtonstufen zeitigen. Werden derartige Farbenkreise mit einem gleichabständigen Einheitsraster überzogen, unabhängig davon, wie farbtonreich eine Farbtonarten ist, erscheinen in der Auswahl:

  • von den ergiebigen Farbtonarten zu viele Farben,
  • von anderen Farbtonarten zu geringe Anteile,
  • fehlen Systemfarben gänzlich, da in den einheitlichen Rastergrenzen statt z. B. der Primärfarbe nur die benachbarte allgemeine Tertiärfarbe erreichbar ist oder
  • wird eine ganze Farbtonart übersprungen, weil diese Farbtonart sehr stark limitiert ist.

Man kann eine unregelmäßige Anordnung der Farben nicht mit einem regelmäßigen Raster ordnen.

Mit einem einheitlichen Raster für unterschiedliche Farbtonarten ergeben sich einmal zu viele, in der Qualität gleiche Farbtöne, andere in ihrer Ergiebigkeit stark limitierte Farbtonarten fallen durch das Raster. In technischen Farbenkreisen und Farbenkatalogen von heute kommt oft eine unsensible Einheitsstufung zur Anwendung, die entsprechende quasifunktionale Farbenkreise und Farbenkataloge hervorbringt. Kataloge könnten sehr viel mehr wichtige Informationen anbieten.

Goethes Hinweis, dass wir Idealfarben im Kopf erzeugen können,[14] ist die Grundlage aller Farbenkommunikation, Farbenvorstellungen, Farbenorientierungen und Farbenkontrollen. Damit wir in der Lage sind, mit allen Funktionen der Farbenkommunikation der Realität in Austausch zu treten, ist eine Signalordnung erforderlich. Goethe legte die erste systematische Grundordnung der Farben vor.

Jede seiner 6 Einzelfarben ist in Wirklichkeit eine Systemfarbe seines multifunktionalen Zeichensystems und repräsentiert allein für sich eine ganze Farbenfamilie, gleichzeitig gilt sie als Zentralqualität ihres Farbenbandes und gibt dem ganzen Farbenband einen Namen. Goethes Singlefarben sind multifunktionale Systemfarben! Alle anderen Farben eines Farbenkreises sind Gruppenfarben, in Farbenfamilien, in besonderen Farbenbändern strukturiert, und müssen infolgedessen auch in Gruppen dargestellt werden. Eine isolierte Gruppenfarbe verliert ihre Identität weitgehend und unterbindet jede Orientierung im Hintergrundsystem, die intuitive Arbeit gelegentlich beeinflussen muss.

Mindestens 60 Farbtonstufen sind erforderlich für die realitätsbezogene, differenzierte und detailgenaue Interpretation der Variationsbreite der Farbenbänder des Farbtonartenkreises, für:

  • das brillante Farbenregister der Farbenvielfalt im Vollfarbenring,
  • die schnelle und zuverlässige Orientierung unter allen Farboptionen und
  • die Manifestation der Farbenhierarchien und ihrer Farbenqualitäten in einem einheitlichen System.

Wir leben in einer Welt der Gegensätze. Die natürliche Farbenordnung und die technische Farbenordnung müssen ihre Widersprüche in einer Synthese so auflösen, dass die Systeme der natürlichen Farbenordnung ohne Einschränkungen funktionsfähig bleiben und die Vorteile technischer Ordnungsmethoden zu wirksamer Unterstützung im Farbtonartenkreis in Betracht kommen.


[14] Roth, 729 in: Goethe’s Sämmtliche Werke, Bd. 6, S. 182. J. G Cotta’scher Verlag 1860.

Vom Wert der Systeme für die Ordnung der Dinge

Formentheorie

Wer das „System Blatt“ darstellt, erfasst seine Gesamtheit, mit allen optisch-funktionalen Strukturen (siehe Abb. 4).

Wer systemlos Einzelpunkte aus dem Blatt herausgreift, bekommt zusammenhanglose Daten.

Mit Systemen:

  • bündelt die Natur gleiche Qualitäten unterschiedlicher Arten,
  • ordnet die Natur große Komplexe mit wenigen Elementen.

Jeder Punkt im Blatt ist durch das „System Blatt“ definiert.

Farbentheorie

Wer das „System Goethe“ darstellt, hat die Farbe verstanden. Wer systemlos Einzelfarben aus den Systemen der Farbenbänder herausgreift, besitzt eine Reihe bedeutungsloser Farbtöne. Systemlose Einzelfarben sagen nichts über die Einzelfarbe, nichts über ihre Gruppe und nichts über das ganze System.

Zu Systemen:

  • werden in der Farbentheorie gleiche Farbenqualitäten unterschiedlicher Farbtonarten gebündelt,
  • ordnet die Farbentheorie große Komplexe mit wenigen Elementen.

Jeder relevante Farbton ist durch das „System Farbenbänder“ mit Farbton, Farbenname, Farbenzahl und Dezimalstelle exakt gekennzeichnet.

Goethes Ortfarben (GELB, ORANGE, ROT, VIOLETT, BLAU und GRÜN) wurden von der Farbentheorie registriert und in viele Farbenkreise übernommen oder dort nachempfunden.

Das „System Goethe“, also die Koinzidenz der Grundsysteme der Farbenordnung und die resultierende Ordnung der Farbenbänder, ist bis heute häufig unverstanden geblieben. Farbenbänder sind Teil der Realität und mithilfe des „Systems Goethe“, der Ortfarben im Vollfarbenring, evident und optisch sehr leicht definierbar.

Wer aus den festgefügten, organisch kommunizierenden Farbenbändern 12, 24, 36, 48 oder beliebig viele Singlefarben isoliert herausgreift, sie infolgedessen als Farbenqualitäten weitgehend undefinierbar oder schwer definierbar macht und alle auf eine gleiche Rangstufe stellt, gewinnt systemloses Stückwerk, das in keinem Fall in eine methodische Farbenordnung zurückgeführt werden kann. Wenn ein Farbenkreis gebraucht wird, ist vor allem wichtig, dass außer den 12 auch die übrigen 6 Farbtonarten, also alle System- und Gruppenfarben, zur Verfügung stehen.

 Die Systematik in der Farbentheorie erfüllt die Aufgabe, große Farbenkomplexe sicher zu erfassen und nutzbar zu machen.

Mit systemlosen 12-, 24-, 36- oder 48-teiligen Farbenkreisen ist es nicht möglich, ein System zu schaffen, das:

  • 6 Farbenbänder,
  • 18 Farbtonarten,
  • 18 Idealfarben und ihre
  • 12 Tertiärfarbenbänder (Gruppenfarben) sowie
  • die Koinzidenz der Systeme der Farbenordnung darstellt (siehe Abb. 11).

Mit Farbenkreisen ohne Systemfarben ist es nicht möglich, ein gemeinsames System zu schaffen, welches

  • das Farbenregister der Farbenvielfalt im Vollfarbenring,
  • das Farbenregister der wärmeren Farbenvielfalt der Komplementärfarbenmischungen und
  • das Farbenregister der kühleren Farbenvielfalt der Mischungen aus Schwarz, Grau und Weiß

erfasst und strukturiert.

Technische, mathematik- und physikbasierte Ordnungsmethoden, die auf quantitativen Farbenkreisen mit beliebig vielen isoliert herausgegriffenen systemlosen Singlefarben gründen, müssen eingeschränkt funktionsfähig bleiben. Mathematiker und Physiker mit ihren technischen Ordnungsmethoden benötigen keine scheinwissenschaftlichen Chaoskreise. Im Gegenteil können technische Ordnungssysteme ihre Effizienz erst entwickeln und beweisen, wenn sie auf der natürlichen, qualitativen Farbenordnung des Farbtonartenkreises systematisch und vollständig aufgebaut werden und alle 3 Farbenverzeichnisse in einer Farbenordnung vereinen:

  • das Farbenregister der Farbenvielfalt im Vollfarbenring,
  • das Farbenregister der wärmeren Farbenvielfalt der Komplementärfarbenmischungen und
  • das bewährte Farbenregister der kühleren Farbenvielfalt aus Mischungen mit Schwarz, Grau und Weiß.

Allgemeingültigkeit

Niemand kann dem System der 6 Farbenbänder ein weiteres Farbenband hinzufügen und niemand kann ein Farbenband aus dem Ordnungsprinzip der Vollfarben entfernen, ohne das System zu zerstören. Das System der Farbenbänder ist ein Gesetz, ein charakterisierendes Ordnungsprinzip der Farbenordnung, das als unveränderlicher Zusammenhang in der Natur besteht und für alle gilt. Das System der Farbenbänder ist demzufolge allgemeingültig.

Trifft es zu, dass sich alle Farbenbänder aus 3 Farbtonarten zusammensetzen und niemand einem Farbenband eine Farbtonart hinzufügen oder aus einem Farbenband entfernen kann, ohne das System zu zerstören, dann ist dieses System allgemeingültig.

Wenn dem System der 18 Ortfarben-Farbenorte niemand ein neues Ortfarben-Farbenorte-System hinzufügen oder eines aus dem Gesamtsystem entfernen kann, ohne Letzteres zu zerstören, dann ist das Ortfarben-Farbenorte-System allgemeingültig.

Wenn es in jeder Farbtonart nur eine Idealfarbe gibt und niemand an diesem System etwas ändern kann, dann ist das System der Idealfarben allgemeingültig.

Solange niemand dem System der abstrakten Farbnamen einen abstrakten Farbnamen hinzufügen oder einen abstrakten Farbnamen aus dieser Ordnung entfernen kann, ohne das System zu zerstören, ist dieses Ordnungsprinzip unveränderbar, also allgemeingültig.

Ist es nicht möglich, dem vollständigen System der Farbenhierarchie aus Primär-, Sekundär-, idealen Tertiärfarben, allgemeinen Tertiärfarben und Quartärfarben eine weitere Farbenqualität hinzuzufügen oder aus ihm eine Farbenqualität zu entfernen, ohne das System zu zerstören, dann ist dieses System allgemeingültig.

Kann dem vollständigen System der 9 Komplementärfarbenpaare kein weiteres Paar hinzugefügt und kein Paar aus dieser Formation entfernt werden, ohne das System zu zerstören, ist dieses System allgemeingültig.

Wenn folglich die Gesamtheit der allgemeingültigen Systeme im Farbtonartenkreis miteinander verbunden und aufeinander abgestimmt den gesamten Bereich der Vollfarben regelt, dann ist der Farbtonartenkreis nach Krenke der einzige funktionsfähige Farbenkreis und allgemeingültig.

Farbenbänder sind Teil der Realität. Sie lassen sich sehr leicht nachweisen, werden aber in der Farbenwissenschaft nicht erforscht. Für die Praxis der Farbgestaltung, die zuverlässige Verständigung über Farben, für abgesichertes Gestalten und die Systematik der Sprache der Farben sind Farbenbänder von grundlegender Bedeutung. Fehlen sie, bleiben Farbenkreise für die Forschung und die praktische Arbeit untauglich. Im Farbtonartenkreis wurden diese Theoriefehler überwunden.

Warum ein neuer Farbenkreis?

Im Farbkreis von Johannes Itten[15] als Beispiel für einen fehlgeleiteten Ansatz steht nur ein Farbton der Farbenfamilie ROT zur Verfügung (siehe Abb. 14).

Wer die Farben: GELB, ORANGE, ROT, VIOLETT, BLAU und GRÜN nutzt, bezieht sich auf Goethes Ortfarben-Farbenorte-System, das in die fließenden Farbenübergänge des Vollfarbenrings 6 optisch- unverwechselbare Marken setzt, die 6 feste Farbenorte und erreichte Farbenqualtäten definieren. Damit erfasst Goethe den gesamten Vollfarbenring. Wer demgegenüber die Farbe GELB an den oberen Rand des Farbenkreises setzt, zerstört Goethes System der Farbenorte. Mit nur einem festen Farbenort (GELB) kann man die Farbenvielfalt im Vollfarbenring nicht erfassen, sie höchstens in gleichen Abständen und ohne System nur unzureichend mit regellosem Namenwirrwarr, Zahlen, Himmelsrichtungen oder Wellenlängen bezeichnen.

Im Gegensatz zu Johannes Ittens Farbkreis zeigt der Farbtonartenkreis nach Krenke alle 3 roten Farbenfamilien: orangeROT – ROT – violettROT breitgefächert in einem lückenlosen Farbenband, also die vollständige Hierarchie der roten Farbtonarten im Sinne Goethes (siehe Abb. 15). Eine vollständige Farbenordnung ist nur durch lückenlose Farbenbänder zu erschaffen und zu beweisen. Farbenbänder gehören zur Realität, sie sind mit dem „System Goethe“ sehr leicht nachweisbar. Gehen Forscher nicht von Einzelfarben und Systemruinen, sondern von der Natur, der Farbenvielfalt im Vollfarbenring und Goethes reinem Rot aus, sind Farbenbänder evident. Was außer Farbenbändern sollte sonst neben ROT einen Sinn ergeben?


[15] Johannes Itten, Kunst der Farbe, Ravensburger Buchverlag Otto Maier, 1970, S. 31

Zusammenfassung

Der Ittenfarbkreis

Im Ittenfarbkreis, dem Kreis der 8 Systemruinen:

  • fehlen alle Farbenbänder,
  • fehlen alle Ordnungssysteme der Farben,
  • stehen 12 Singlefarben beziehungslos, nur mit unzumutbarem Aufwand am Farbtonartenkreis kontrollierbar nebeneinander,
  • fehlt die Hierarchie der Farbtonarten,
  • fehlen 6 relevante Farbartennamen,
  • fehlen alle echten Tertiärfarben (Ittens „Tertiärfarben“ sind Quartärfarben), fehlt eine Darstellung der Farbennamen gemeinsam mit den Farbtonarten und
  • die Ordnung der Farbartennummern (siehe Abb. 16).

Der Farbtonartenkreis nach Krenke

Das Alleinstellungsmerkmal des Farbtonartenkreises[16] ist das Regelsystem geschlossener Farbenbänder.

Was im Farbtonartenkreis auf einen Blick kontrollierbar ist:

  • das vollständige System der 6 Farbenbänder,[17]
  • das vollständige System der 18 Ortfarben (Idealfarben),
  • das vollständige System der 18 Farbenorte,[18]
  • das vollständige System der 18 Farbtonarten,
  • das vollständige System der 18 abstrakten,
    logisch voneinander ableitbaren Farbennamen,
  • das vollständige System der 9 diametral angeordneten Komplementärfarbenpaare,
  • das vollständige System der Farbenhierarchie und die
  • Ordnung der Farbartennummern mit ihren Dezimalstellen (siehe Abb. 17)

Hier können Sie sich den Farbtonartenkreis herunterladen.

Es ist jedermann erlaubt, sich einen Farbtonartenkreis nach Krenke für persönliche Zwecke herunterzuladen.

Künstler und Architekten besitzen sofort ein Assistenzsystem für den laufenden Gestaltungsprozess, um zeit- und kraftraubende Grübeleien zu vermeiden, und die rasche und grundsätzliche Unterstützung durch die Funktionen:

  • Farbenordnung,
  • Farbenkennzeichnung,
  • Farbenübersicht,
  • Farbenanalyse,
  • Farbensynthese,
  • Farbeninterpretation,
  • Farbentranskription und
  • die notwendige Farbenkontrolle.

Mit diesem Farbtonartenkreis sind Analysen aller Farbenkreise, schwer durchschaubarer Farbenstrukturen in der Natur, in Technik, Kunst, Architektur und Städtebau sofort realisierbar und weiterführende Projekte mit der Zeit ohne großen Aufwand rationalisier-, inspirier- und kontrollierbar.

Forscher können zum ersten Mal alle Farbenkreise und Farbenkataloge mit Prinzipien der Systeme der Farbenordnung, mit:

  • dem vollständigen System der 6 Farbenbänder,[19]
  • dem vollständigen System der 18 Ortfarben (Idealfarben),
  • dem vollständigen System der 18 Farbenorte,[20]
  • dem vollständigen System der 18 Farbtonarten,
  • dem vollständigen System der 18 abstrakten,
    logisch voneinander ableitbaren Farbennamen,
  • dem vollständigen System der 9 diametral angeordneten Komplementärfarbenpaare,
  • dem vollständigen System der Farbenhierarchie und mit
  • der Ordnung der Farbartennummern,

das vollständige System der 6 Farbenbänder[21] untersuchen, Zeichendefinitionen aus Erhebungen in aller Welt mit technischen Kennungen sichern, zum schnellen und sicheren Wiederauffinden von System- und Gruppenfarben und feinsten Differenzierungen mit systembedingten abstrakten Farbennamen und exakten Positionen im Kreis durch Farbenzahlen und Dezimalstellen untersuchen.

Wer eine vollständige und systematisch aufgebaute Farbenordnung besitzt, kann selbst prüfen, ob diese Systeme, Analysen und Ergebnisse stimmen. Kritiker überprüfen die Farbenordnung. Finden sich belastbare andere Fakten, dann ist eine sie verbindende Theorie höher zu bewerten. Solange dies jedoch nicht der Fall ist, bleibt der Farbtonartenkreis nach Krenke das geeignete Mittel zur Farbenbestimmung und -analyse.


[16] Jörg Krenke, Der Farbtonartenkreis, Selbstverlag, 2019, S. 23.
[17] Von einer weißen Auslassung zur anderen.
[18] Der Farbenort bleibt immer gleich, unabhängig davon, ob ein Farbtonartenkreis 18, 150 oder mehr Farbtonstufen besitzt. In systemlosen Kreisen ändern sich die Farbenorte bei jeder Änderung der Farbtonzahl.
[19] Einheit der Gruppenfarben von einer weißen Auslassung zur anderen.
[20] Der Farbenort bleibt immer gleich, unabhängig, ob ein Farbtonartenkreis 18, 150 oder mehr Farbtonstufen besitzt. In systemlosen Kreisen ändern sich die Farbenorte bei jeder Änderung der Farbtonzahlen.
[21] Von einer weißen Auslassung zur anderen.

Copyright: © 2015 Jörg Krenke  (www.krenke.de)

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Aber: Es ist jedermann erlaubt sich den Farbtonartenkreis für persönliche Zwecke herunterzuladen.